Der Tanz um das Problem
Probleme sind aus systemischer Sicht keine „handfesten“ Dinge sondern sozial konstruierte Phänomene (ebenso wie übrigens auch der Fortschritt: Wenn ein Fortschritt eintreten soll, dann muss zuerst jemand da sein, der ihn bemerkt und mit anderen darüber spricht. Furman u. Ahola, 1995).
Das Problem ist nicht einfach „da“ – es entsteht erst durch Beobachtung und manifestiert sich durch Kommunikation seiner selbst. Es beginnt in seiner Bedeutung zu wachsen, indem immer mehr Menschen in diese Kommunikation mit einbezogen werden – um die Wahrnehmung der „Entdecker“ zu bestätigen, um die Ursachen zu finden, um es zu erklären, zu begründen, zu verteidigen.
So hält sich das Problem selbst am Leben – gut meinende BeraterInnen unterstützen diese „Überlebensstrategie“, indem sie versuchen der Sache auf den Grund zu gehen, die Lösung des Problems in dessen Ursache suchen und dabei Anklagen und Schuldige zuhauf ans Tageslicht fördern. Die Welt wird durch eine 5%-Brille gesehen.
Diese Brille reduziert die Sicht auf 5% im Kontext, die „nicht funktionieren“. Dass 95% zumeist als „erreicht“ gelten können wird von vielen gerne übersehen. Dieser Prozentsatz ist natürlich nur in seiner Größenordnung relevant, könnte auch 2% bzw. 98% sein. Wesentlich dabei ist, dass die Wertschätzung nicht dem Erreichten, dem Erfolg, sondern dem Problem gilt.