systemisch?

Systemisch zu arbeiten bedeutet für uns, dass Ursache und Wirkung in ihrem vereinfachenden Zusammenhang ausgedient haben.

An Stelle dessen richten wir unsere Aufmerksamkeit auf Zusammenhänge, Wechselwirkungen und Ausnahmen. Diese Kontextualisierung hilft dabei, unterschiedliche Sichtweisen an die Stelle von absoluten Wahrheiten treten zu lassen – Alternativen werden vorstellbar und können auch erprobt werden. Die individuell erlebte Wirklichkeit entpuppt sich als Konstrukt, an dessen Gestaltung wir gemeinsam arbeiten.

Absolute Zuschreibungen haben dabei ausgedient – an deren Stelle beobachten wir Beziehungen und Interaktionen. Kommunikation – als elementarer und strukturgebender Baustein sozialer Systeme – tritt in den Vordergrund. Damit können wir arbeiten.

Die Systemische Beratung ging ursprünglich aus der Familientherapie hervor, in der in den 1950er Jahren die Idee entstand, Symptome in ihrem Kontext zu betrachten, und nicht als isolierte Phänomene („Patients have Families“).

Dieser damals revolutionäre Leitgedanke löste einen interdisziplinären und intensiven Entwicklungsprozess systemischen Denkens aus, der das Bild vom Menschen veränderte. Eine neue dynamische Weltsicht konnte entstehen.

mehr dazu ...

Das Netz derer, die sich mit diesen Forschungen beschäftigten umspannte die ganze Welt. Zu den wegbereitenden Größen zählen u. a. die YaleUniversität, das National Institute for Mental Health (Washington, USA) sowie das Mental Research Institute (Palo Alto bei Stanford, USA), das im Jahr 1959 von Virginia Satir mitbegründet wurde. Hier imponierten später vor allem die einschlägigen Arbeiten Heinz von Foersters – des „Sokrates‘ der Kybernetik“ – sowie die des bekannten österreichischen Kommunikationswissenschaftlers und Psychotherapeuten Paul Watzlawick (1921-2007). Dieser kreierte die dem Leser sicherlich nicht unbekannte Aussage, in einer sozialen Interaktion nicht nicht kommunizieren zu können. Gemeinsam trug er mit von Foerster neben dem Kognitionspsychologen Ernst von Glasersfeld zur Entwicklung einer Philosophie des radikalen Konstruktivismus bei. Systeme, die der Welt nach
eigenem Ermessen „Sinn und Bedeutung“ geben, rückten in den Mittelpunkt der Betrachtungen.

Maßgeblich für die Theorienbildung waren systemtheoretische Konzepte zur Kybernetik erster und zweiter Ordnung, zur Selbstreferenz von Systemen, der Philosophie des radikalen Konstruktivismus sowie zur sozialen und personzentrierten Systemtheorie. Seit den 1990er-Jahren wird die systemische Beratung um die Erkenntnisse etwa zum sozialen Konstruktivismus, der Theorie sozialer Systeme, der postmodernen Philosophie und der Sprachphilosophie ergänzt.