Geschichten von Nasreddin Hodscha

Nasreddin Hodscha ist ein beliebter Held der türkischen Volksliteratur im 13. und 14. Jahrhundert. Viele Geschichten mit und über diesen volkstümlichen Lehrer und Geistlichen sind überliefert und heute ebenso unterhaltsam wie damals.

Ob es Nasreddin Hodscha wirklich gegeben hat, weiß letztlich niemand.
Sehr viele Menschen gehen davon aus, dass er in Akşehir in der heutigen Türkei gelebt hat und 1284 auch dort gestorben ist. Die Stadt liegt in Zentralanatolien, etwa 130 Kilometer nordwestlich von Konya. Auf dem alten Friedhof am Südrand der Stadt kann ein Grabmal besucht werden, das als Nasreddin Hodschas letzte Ruhestätte gilt. Es ist mit einem übergroßen Turban aus Marmor geschmückt.
Neben dem Grabmal ist eine kleine Metalplatte mit der Inschrift: „Hier ist die Mitte der Welt“ in den Boden eingelassen


Bild: Nevit Dilmen

Der Berg

Der Hodscha brüstete sich manchmal mit seinen angeblich übernatürlichen Kräften. Die Leute wollten einen Beweis dafür sehen und baten ihn, den Berg zu sich zu rufen. ”Berg“, rief der Hodscha, ”komm zu mir!“
Natürlich bewegte sich der Berg nicht und so rief er wieder und wieder. Schließlich ging Nasreddin Hodscha auf den Berg zu. Einer der Männer fragte ihn:“Wohin gehst du?“

Da antwortete der Hodscha: ”Ich bin nicht so ein widerspenstiger und eigensinniger Mann. Wenn der Berg nicht zu mir kommen will, werde ich zu ihm gehen.”

Standpunkte

Nasreddin Hodscha saß an einem Fluss. Da sah er am anderen Ufer einen Freund und winkte ihm zu. Der Freund winkte zurück und rief: „Wie komme ich denn auf die andere Seite?“

Darauf antwortete Nasreddin: „Aber du bist doch schon auf der anderen Seite!“

Warum es besser ist, rückwärts zu reiten

Eines Tages setzte sich Nasreddin Hodscha verkehrt herum auf seinen Esel, mit dem Gesicht nach hinten. Die Menschen, die ihm begegneten, fragten ihn verwundert:
„Hodscha, warum reitest du falsch herum auf deinem Esel?”
Der Hodscha antwortete ihnen: „Das ist ganz leicht zu erklären. Ich möchte nicht in dieselbe Richtung schauen wie der Esel!”